Blumengeflüster | »Yasemın – Jasmin« | Limasol, Kibris/Zypern

»Yasemın – Jasmin« | Fundort: Markt in Beyazid, Istanbul | 2009
Weitere Arbeiten aus dieser Serie:
Fundort: | Markt in Beyazid, Istanbul, Straßenverkäufer, gegenüber dem Eingang zur Beyazid Moschee |
Zeitpunkt der Entdeckung: | 30.3.2009 |
Fundgegenstand: | Armreif, mit oval gefasstem Türkis, 6 Miniaturen |
Erhaltungszustand: | Armreif stark verschmutzt, aufgesetzte Verzierung zum Teil beschädigt, Türkis unbeschädigt |
Beschreibung des Fundgegenstandes: | Armreif, Silberblech, getrieben, erhabener Schmuckstein, Fassung (4 mm hoch), florale Ornamente sind nachträglich aufgesetzt worden, stilistisch abweichend, zum Teil beschädigt Türkis, oval, Oberseite leicht gewölbt, poliert, Unterseite naturbelassen, 12 mm x 16 mm x 2 mm Unter dem flachen Türkis versteckt befanden sich die Miniaturen, deutliche Druckspuren durch die Lagerung unter dem Türkis 6 ovale Miniatur-Handschriften, Tusche auf Pappe, 12 mm x 16 mm, davon 5 Bögen einseitig mit arabischen Lettern beschrieben, 1 Bogen mit Blumenzeichnung (Jasminblüten), leicht vergilbt, Erhaltungszustand den Umständen entsprechend gut |
Analyse: | Die vorliegende Handschrift ist in Türkisch verfasst. Sie stammt wahrscheinlich aus dem Nachlass einer weiblichen Person der osmanischen Oberschicht. Jede Miniatur hält eine Lebenssituationen fest. Es bleibt unklar, ob die Handschrift aus mehr Teilen bestand, als in dem Armreif aufbewahrt werden konnten. In 3 der 5 Texten geht es um Flucht (vor der Pest) und gewaltsame Entführung. Die beiden anderen Texte beschreiben ein Tanzritual(e) und eine religiöse Zeremonie. Gemäß der Analyse und unter Zuhilfenahme der neuesten Forschungsergebnisse des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster durch R. M. Jäger spielt einer der Texte auf einen artistischen Männertanz an, der für die Volkstanzkultur Zyperns typisch ist . Wobei er auch in anderen Regionen Südosteuropas und des Vorderen Orients getanzt wird. Beide Tänzer halten während der Aufführung ein Messer in der Hand, daher der Name »To Macheri« (das Messer). Der Tanz hat einen ausgesprochen stark symbolischen Gehalt und soll Mut, Tapferkeit und Männlichkeit darstellen. Möglicherweise geht er, wie Darstellungen auf ausgegrabenen Votivtafeln und Vasen nahe legen, auf antike Ritualtänze zurück. Die Andeutung im zweiten Text lässt auf das »Panajiri- oder Marienfest« schließen, das am Pfingstmontag in Lakarna und Limasol von allen Konfessionen gemeinsam im und am Meer gefeiert wird. (J. Asmussen) Eine zeitliche Einordnung der Schriftstücke und die Verfestigung der Annahme, dass die Autorin von Zypern stammt, erlauben uns die erhaltenen Protokolle des Kadiamtes Nikosia aus den Jahren 1105/06 (1693–1695), die weiterführende Informationen geliefert haben. Dem Protokoll vom 17. Receb 1106 (3. März 1695) zufolge »... habe sich infolge der Pest, die zuvor über das Land hereingebrochen sei und durch die viele Re`aya den Tod gefunden oder fluchtartig das Land verlassen hätten, der Hausbestand von 12000 Haushalte auf 8 000 Haushalte verringert.« Die Darstellung der Jasminblüten verweist uns in diesem Zusammenhang ebenfalls auf Zypern, wo der Jasmin in jedem Garten zu finden ist. (Asik Bey, Levkosa, 2008) Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Materials ist bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen |