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Moses Töchter

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aus einer Serie von 30 Portraits | s/w Fotografie | 1999 | Foto: E. Drapatz

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»Moses Töchter«, das Portrait

Die Arbeit »Moses Töchter« umfasst eine Serie von 30 Fotografien. Sie zeigt die Künstlerin mit einem Kopftuch im Portrait, frontal in schwarz/weiß, matt. So schaut sie einen an, schaut man sie an. Person und Einstellung bleiben die gleiche, dagegen ist das Kopftuch jedes Mal auf eine andere Weise gebunden. Die Bindung des Kopftuches definiert die Frau. Es ordnet sie bestimmten Gruppen zu. Das Individuum unter dem Kopftuch wird zu einem Repräsentant einer Gruppe. Gleichzeitig sieht man eine Person mit einer Vielfalt von Möglichkeiten. Auf jedem Foto erscheint sie als eine Andere. Die individuelle Form tritt in den Vordergrund. Das Kategorisieren wird aufgebrochen und ad absurdum geführt.

 

Moses

Der Titel »Moses Töchter« ist in drei Schriften geschrieben: hebräisch, lateinisch, arabisch. Drei Schriften – drei Kulturkreise, die historisch, religiös, kulturell miteinander verwoben sind. Die biblische Gestalt des Moses ist ein gemeinsamer Bezugspunkt und wird von den drei Buchreligionen als Autorität anerkannt. Die Bibel berichtet von Nachkommen Mosis, auf die nicht näher eingegangen wird. Bei »Moses Töchter« handelt es sich um die Frauen, benannt sind sie durch einen Mann. Die Frage nach Moses Töchtern führt zu ihrem Namensgeber Moses. Als einer der Religionsstifter der israelitischen Religion, empfängt er von Gott die Gesetze für das Volk Israel. Er ist ein Vermittler zwischen Gott und Mensch. Das Gesetz und die erweiterte Schrift Mosis, der Pentateuch, bilden den Kern der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Sein Wirken bezieht sich auf das menschliche Handeln in der Gemeinschaft vor Gott. Es geht um das Real-in-der-Welt-Sein, um die gesellschaftliche Dimension. Als historische Person ist Moses nicht nachzuweisen. Seine Person existiert in der Überlieferung. Er ist eine Erinnerungsfigur. Erinnerung und Geschichtsbewusstsein sind Bestandteil jüdischer Identität. Die drei angesprochenen Religionen basieren auf dieser Überlieferung. In ihrer Beziehung zu ihr definieren und unterscheiden sie sich.

 

Quellnachweise:

»Moses Töchter«sind Frauen mit Kopftuch. Die Tradition des Tragens von Tüchern, das Bedecken des Hauptes ist nicht erst mit dem Entstehen der besagten Religionen aufgekommen, sondern in sie eingegangen. Die Künstlerin verweist in ihrer Arbeit auf die Textstellen in der Tora, in der Bibel und im Koran, worauf sich die Tradition des Kopftuches in der jeweiligen Religion gründet:

Tora: In der Wüste (4. Buch Moses), Kapitel 5/18

Bibel: Korinther, Kapitel 11/5–15

Koran: 24. Sure, Abschnitt 31

 

Autorin: Elke Drapatz