BLUMENGEFLÜSTER

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Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin | 2008

Blumensprache | Granatapfel Blumensprache
Granatapfel

Narin – Nar – Granatapfel in Antalya, Türkei

Fundstücke

Mappe, braun meliert
5 Bögen, Büttenpapier, mit Aher präpariert, geglättet, Faltspuren auf den Bögen. Illustrationen mit Tusche, unkoloriert, das Motiv des Granatapfels als Blüte oder Frucht durchzieht alle 5 Illustrationen.
Text: Tusche, rechtsbündig, grobe Handschrift, 2 Kommentare zu den Illustrationen, stark abgerieben

Fundort

Orientabteilung Bereich: Osmanische Handschriften, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Deutschland, 7.1.2008


Mit dem Ortswechsel tauschten wir das Kleid,
die schweren Seidenstoffe
gegen leichtes Kattun.
Der Flickenrock (hirqa) krönt unseren Weg.
Der Kohle gleich,
die neben dem Feuer liegt, waren wir.
Vom Feuer entzündet
strebt unser verborgenes Wesen zum Licht. Narin, Blatt 4
Mit dem Ortswechsel tauschten
wir das Kleid,
die schweren Seidenstoffe
gegen leichtes Kattun.
Der Flickenrock (hirqa)
krönt unseren Weg.
Der Kohle gleich,
die neben dem Feuer liegt,
waren wir.
Vom Feuer entzündet
strebt unser verborgenes Wesen
zum Licht. Narin, Blatt 4

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„Narin“ | 5 Bögen, Büttenpapier | Tusche | 20 x 13,8 cm | 2008

  • Blatt 1:

    Zweig mit Granatapfelblüten, Hadith, spielt eine zentrale Rolle in der Philosophie des Ibn Arabi
  • Blatt 2:

    Schale mit Granatapfelblüten, Beschreibung einer Situation im Serail
  • Blatt 3:

    Granatapfelstrauch, Gleichnis von al Gazzali, Sufi Gelehrter
  • Blatt 4:

    Haus mit Granatapfelstrauch im Garten, Situation nach Ausscheiden aus dem Serail, Anklänge an Sufi- Gemeinschaften
  • Blatt 5:

    Granatapfelfrucht, Gedicht von Ibn Arabi, Philosoph und Mystiker

Analyse

Die vorliegende Handschrift kann als Skizze oder Konzept für eine später ausgearbeitete Handschrift eingeschätzt werden. Sie stammt aus dem Nachlass einer weiblichen Person, die zeitweilig im osmanischen Herrscher-Serail gelebt hat. In einem der Kommentare bezeichnet sich die Autorin als „Narin“, wodurch wir auf ihren Namen schließen können: Narin – Nar (zart – Granatapfel). Die Skizzen entstanden zu einer Zeit, in der die Autorin dem gebildeten Sufitum nahestand. Die Erwähnung eines Ortswechsels lässt vermuten, dass sie nach dem Ausscheiden aus dem Serail in dieses Milieu verheiratet wurde. Im Zuge der Analyse und unter Zuhilfenahme der neuesten Forschungsergebnisse der Universität Bonn durch Frau Fateme Rahmati sind die Texte dem geistigen Milieu von Ibn Arabi zuzuordnen. Ein Text handelt von einem Hadith, der gemeinhin als „ungesund“ bezeichnet wird, aber bei Ibn Arabi eine zentrale Rolle spielt. Ein weiterer Text ist ein Gedicht von Ibn Arabi und einer ist ein Auszug von al Gazzali zur Mikro- und Makrokosmos Lehre. Die Illustrationen spiegeln einen autonomen Umgang der Autorin mit dem geistigen Wissen wider.
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Detail der Installation „Narin“ in der Ausstellung „Sultan und Rosinen“ | Art Park Gallery | Antalya, Türkei | 2008

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Mappe „Narin“ | 21 cm x 15,5 cm | 2008

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Mappe „Narin“ | 21 cm x 15,5 cm | 2008