BLUMENGEFLÜSTER

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Portal in Nikosia, Zypern | 2015

Historie | Affodill

Affodill aus Nikosia – Lefkoşa

Fundstücke

5 Bögen, Handschriften und Zeichnungen | Tusche auf Papier Zentrale Motive sind die Pflanze Affodill und Wasser

Fundort

Osmanische Handschriften, Nationalarchiv Nikosia, Zypern, 29.6.2009


Viele haben das Land verlassen.
Die Zeit spült neue Gesichter an.
Bitter schmeckt die Wurzel des Affodills.
Räucherwerk und blaue Kugeln für die verbliebenen Seelen.
Sprachgewimmel, Kinderlachen,
frische Knospen in diesem Land.
Wer pflanzt, wer nutzt, wer erbt?
Beim Kadi treffen sich Vergangenheit und Zukunft.Yasemin, Blatt 4
Viele haben das Land verlassen.
Die Zeit spült neue Gesichter an.
Bitter schmeckt die Wurzel des Affodills.
Räucherwerk und blaue Kugeln für die verbliebenen Seelen.
Sprachgewimmel, Kinderlachen,
frische Knospen in diesem Land.
Wer pflanzt, wer nutzt, wer erbt?
Beim Kadi treffen sich Vergangenheit und Zukunft.Yasemin, Blatt 4

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„Affodill“ | 5 Bögen Handschriften und Zeichnungen | Tusche auf geglättetem Papier | 16,7 x 22,8 cm | 2009

  • Blatt 1:
    Landkarte Istanbul und Zypern, Fahrt von Istanbul, Ankunft in Zypern
  • Blatt 2:
    Baldachin, Wasseransicht, Beschreibung eines Wasserfestes
  • Blatt 3:
    Landschaft, Pflanzendarstellung, Affodill als Pflanze für die Toten
  • Blatt 4:
    Schale mit Wurzeln, Pflanzendarstellung, Flucht der ansässigen Bevölkerung, Ankunft neuer Siedler
  • Blatt 5:
    Landschaft, Felder, Seuchengefahr, religiöses Oberhaupt als Sprecher

Analyse

Die vorliegende Handschrift kann als Teil eines größeren Konvolutes angesehen werden. Wir können davon ausgehen, dass sie einer weiblichen Person zuzuordnen ist, die der osmanischen Oberschicht angehörte. Die Abbildungen sind im Stil der türkischen Miniaturmalerei mit Tusche und Feder gezeichnet. Die Texte sind in die Zeichnungen als Gestaltungselement integriert. Der erste Text informiert uns über die Autorin. Sie stammt aus der Hauptstadt des Osmanischen Reiches und ist vermutlich mit dem Gouverneur von Zypern verheiratet worden.
Die vorliegende Handschrift kann als Teil eines größeren Konvolutes angesehen werden. Wir können davon ausgehen, dass sie einer weiblichen Person zuzuordnen ist, die der osmanischen Oberschicht angehörte. Die Abbildungen sind im Stil der türkischen Miniaturmalerei mit Tusche und Feder gezeichnet. Die Texte sind in die Zeichnungen als Gestaltungselement integriert. Der erste Text informiert uns über die Autorin. Sie stammt aus der Hauptstadt des Osmanischen Reiches und ist vermutlich mit dem Gouverneur von Zypern verheiratet worden. Der zweite Text beschreibt ein Fest, das in Zypern alljährlich am und im Wasser stattfindet. Wir können davon ausgehen, dass es sich um das „Panajiri-Fest“ handelt. Im dritten Text beschreibt die Autorin den Affodill, als eine Pflanze, die traditionell in Zypern auf Gräber gepflanzt wurde. Ihr werden Wunderkräfte zugesprochen, die schon in der Odyssee mit dem Aufenthaltsort der Seelen in Verbindung gebracht wurden. Der vierte Text beschreibt den Bevölkerungsaustausch auf Zypern. Zyprioten verlassen das Land, neue Siedler kommen und übernehmen das, was die Einwohner hinterlassen haben. Die Autorin stellt Überlegungen zu Eigentum und Nutzungsrecht an. Der fünfte Text thematisiert die Pest auf Zypern und ihre Folgen für die Bevölkerung. Die Umfassende Auseinandersetzung der Autorin mit dem Tod im Schatten der Pest erlaubt uns eine zeitliche Einordnung der Schriftstücke anhand der erhaltenen Protokolle des Kadiamtes Nikosia aus den Jahren 1105/06 (1693–1695). Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Konvolutes ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Untersuchungen werden sicherlich weitere Erkenntnisse hervorbringen.
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Vitrine, 2 Handschriften von „Affodill“ mit Übersetzung | Installation in der Ausstellung „On Water“ | SCOTTY | Berlin | 2014